Bockjagd
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Von Aufregung, Vorbereitung und echter Waidgerechtigkeit

Bockjagd

Ein besonderer Moment im Leben eines Jungjägers
Wenn der Wonnemonat Mai seine volle Blütenpracht entfaltet und die Natur in satten Farben erstrahlt, schlägt das Herz eines jeden Jägers höher: Der Bock geht auf – die Bockjagd beginnt!
Für dich als frisch gebackenen Jungjäger bzw. als Jungjägerin ist es vielleicht der erste Ansitz allein auf deinen ersten Maibock – ein Erlebnis, das du nie vergessen wirst.
Doch mit der Jagd kommt nicht nur große Freude, sondern auch eine gewaltige Verantwortung: Jeder Schuss auf ein lebendes Tier muss mit Bedacht und absoluter Waidgerechtigkeit erfolgen!
Lass uns gemeinsam schauen, wie du dich perfekt auf den Maibockansitz vorbereitest, um einen sicheren Schuss anzutragen und diesen besonderen Jagdtag bewusst zu erleben.


Wann beginnt die Bockjagd?

Bevor du überhaupt ins Revier aufbrichst, solltest du wissen:
Die Jagdzeiten für Rehböcke und Schmalrehe sind in Deutschland nicht einheitlich! Lies‘ dich hierzu am besten vor dem Ansitz schnell noch einmal in die Jagd- und Schonzeiten ein.

• In einigen Bundesländern – wie Mecklenburg-Vorpommern – ist die Jagd auf Böcke und Schmalrehe bereits ab dem 16. April erlaubt.
• In den meisten Bundesländern beginnt die Bockjagd klassisch am 1. Mai.
• Nach alter Tradition begann die Bockjagd sogar erst am 16. Mai – ein schöner Gesprächseinstieg, falls du einmal mit einem Altjäger über den Maibock ins Plaudern kommst.

Informiere dich also genau über die jeweiligen Jagdzeiten in dem Bundesland, in dem du jagen darfst, und halte dich strikt an die gesetzlichen Vorgaben sowie an die individuellen Freigaben deines Jagdherren. Viele Jagdherren praktizieren bewusst den späteren Aufgang, auch wenn die rechtliche Möglichkeit schon früher besteht. Ein frühzeitiger, unrechtmäßiger Abschuss kann also schwerwiegende Folgen haben – jagdrechtlich und für deinen Ruf als Waidfrau bzw. Waidmann.


Vorbereitung: Wochen vor dem Schuss beginnt die eigentliche Jagd

Eine erfolgreiche und waidgerechte Bockjagd startet lange vor dem ersten Mai:
Schon im März und April solltest du mit Fernglas und Notizbuch das Revier intensiv beobachten:
• Welche Böcke zeigen sich wo? Wie verhalten sie sich?
• Wie sind sie veranlagt?
• Wo kann ich welche Böcke bestätigen?

Regelmäßiges Beobachten hilft dir, die Böcke später sicher anzusprechen.

Tipp:
Notiere dir Besonderheiten wie „Spießer an der Schneise“, „starker Sechser an der alten Eiche“ oder das „Schlitzohr am Graben“, um das Ansprechen später zu erleichtern.


Rücksprache mit dem Jagdherren – Freigabe klären!

Wenn du als Gast in einem fremden Revier jagst, ist es unerlässlich, die Freigaben genau zu klären.
Durch das vorherige Bestätigen der Böcke kennt der Jagdherr meist genau die Stücke, die zur Strecke kommen sollen.

In vielen Revieren werden zum Aufgang der Bockjagd vor allem folgende Böcke freigegeben:
• Schwache Jährlinge
• Schlecht veranlagte mehrjährige Böcke, z.B. Spießer oder Gabler
• Böcke unter bis etwa Lauscherhöhe

Starke, gut veranlagte Böcke sollten erst nach der Blattzeit erlegt werden, damit sie ihre guten Gene für einen gesunden kräftigen Rehwildbestand weitergeben können.

Außerdem wichtig: Kläre die Modalitäten!
• Gibt es einen zu leistenden Hegebeitrag für das Erlegen von Böcken?
• Darfst du das Wildbret behalten oder musst du es herauskaufen?
• Darfst du die Trophäe behalten?

Waidmanns-Gebot:
Besser einmal mehr gefragt, als einmal falsch gestreckt!


Deine Ausstattung: Gut gerüstet für den Maibockansitz

Anfang Mai können die Nächte noch frostig sein – ein Ansitz in der Morgenfrische kann zur echten Bewährungsprobe werden.
Wer da nur auf eine dünne Jacke setzt, wird schnell merken, wie die Kälte Konzentration und Reaktionsfähigkeit beeinträchtigt.

Statt dicker Winterkleidung empfiehlt sich das bewährte Zwiebelschalenprinzip:
Mehrere dünne Schichten, ergänzt durch eine winddichte, geräuschlose Jacke.
Sobald dann nämlich die Sonne rauskommt, kann es schnell sehr warm werden.

Eine leichte Kopfbedeckung (Jagdhut oder Jagdcappy) und dünne Handschuhe halten die Wärme am Körper, ohne deine Sinne einzuschränken.
Ein Sitzkissen sorgt auf dem kalten Hochsitz für Komfort, eine kleine Thermoskanne mit heißem Getränk hält Körper und Geist wach.
Einmal mehr gilt: Haben ist besser als brauchen.

Also, packe ein:
• Kopfbedeckung und Handschuhe
• Sitzkissen und kleine Decke
• Thermoskanne mit Kaffee oder Tee
• Mückenschutz

Ziehe an:
• Lange Unterhosen 😉
• Geräuschlose, winddichte Oberbekleidung
• Mehrere dünne Schichten im Zwiebellook
• Schal und dicke Socken

Wer vorbereitet ist, jagt entspannter – packe deshalb deinen Jagdrucksack bereits am Vorabend vollständig. So bleibt am Tag der Jagd der Kopf frei für das Wesentliche.
>> Weitere Packtipps findest du bald in unserem nächsten Blogbeitrag!

Ebenso wichtig: Deine Ausrüstung!
Dein Fernglas und die Optik sollten sauber sein – eine verschmutzte Optik kann entscheidende Details im wahrsten Sinne „verschleiern.“

Und nicht vergessen: Ein Kontrollschuss auf dem Schießstand ist Pflicht vor dem Ansitz, insbesondere wenn deine Waffe monatelang ungenutzt im Schrank stand.

Tipp:
Unsere Schießausbilder unterstützen dich gern als IHK-zertifizierte Schießausbilder bei Schießtrainings – ob vom Drückjagdbock, vom Pirschstock aus oder beim freihändigen Schuss:
Übung macht den Meister und gewährleistet eine sicher angetragene Kugel!


Der große Moment: Der erste Ansitz auf deinen Maibock

Noch im Dunkeln erreichst du das Revier. Früh morgens, bevor die ersten Sonnenstrahlen den Tau auf den Wiesen glitzern lassen, sitzt du bereits auf deinem Ansitz.
Jetzt heißt es: ankommen, einrichten, zur Ruhe kommen, die Sinne schärfen.

Die ersten Minuten sitzt du vielleicht noch aufgeregt da, das Herz klopft schneller, die Hände zittern leicht. Doch mit jedem Atemzug, mit jedem Vogelruf aus dem erwachenden Wald sinkt die Nervosität.

Halte die Bewegungen so gering wie möglich. Regelmäßige, ruhige Blicke mit dem Fernglas entlang der Schneisen und Waldränder, über Wiesen und Felder, helfen dir, das Wild frühzeitig zu entdecken.

Und lass dir gesagt sein, das kommt häufiger vor als gedacht: Wie aus dem Nichts tritt dein Bock ganz plötzlich, fast unbemerkt aus der Deckung. Nun beginnt die eigentliche Arbeit: das Ansprechen.

Ein paar wichtige Tipps mit Erfahrungswerten von uns für den Ansitz:
• Sei wirklich frühzeitig (im Dunkeln!) lange vor Sonnenaufgang schon im Revier.
• Verhalte dich ruhig, besonders, wenn du auf einer Leiter oder einer offenen Ansitzeinrichtung sitzt:
Jede hektische Bewegung verschreckt das Wild.
• Fixpunkte setzen: Miss‘ auffällige Fixpunkte von deinem Sitz mit dem Entfernungsmesser oder Google Maps aus, sodass du dir über Schussdistanzen im Klaren bist. Wenn dein Bock nämlich plötzlich aus einer Getreidefläche erscheint, hast du manchmal nicht die Zeit, noch das Messen anzufangen. Da kann es helfen anhand auffälliger Bäume, Gräben und ähnlichem Anhaltspunkte zu haben, die dir Sicherheit geben.


Das Ansprechen: Den richtigen Bock erkennen

Ein junger Bock, ein Jährling, zeigt oft einen schmalen Körper, einen hoch getragenen Träger und wirkt insgesamt „hochbeinig“. Sein Gehörn ist meist noch dünn und wenig ausgeprägt.
Ein älterer Bock hingegen wirkt kompakter, kräftiger, der Rücken verläuft gerader und der Träger wird waagerechter getragen. Sein Verhalten ist oft vorsichtiger – er tritt zögerlich ins Freie und sondiert die Umgebung.

Beim Ansprechen helfen dir drei Hauptkriterien:
Körperbau:

  • Jährlinge: Hochläufig, schlank, jugendliches Gesicht
  • Alte Böcke: Kräftig, gedrungen, altes Gesicht

Gehörn:

  • Schwache Böcke: Dünne Stangen, kaum Volumen
  • Starke Böcke: Massivere Stangen, ggfs. sehr ausgeprägte Perlung, kräftige Rosenstöcke

Verhalten:

  • Jungböcke: Neugierig, unvorsichtig
  • Alte Böcke: Vertraut im Revier, vorsichtig

Wenn du dir absolut sicher bist, dass dieser Bock freigegeben bzw. dass das dein Bock ist und alle Bedingungen stimmen – saubere Ansprache, Entfernung, Kugelfang – dann bringst du ruhig und konzentriert den Schuss an.

Merke:
Nur ein sicher angesprochener Bock wird gestreckt!


Der Schuss und das Danach: Verantwortung bis zum Schluss

Wenn du dir sicher bist:

  • Stück sauber angesprochen
  • Entfernung und Kugelfang geprüft

…dann atme richtig, konzentriere dich auf den Blattbereich – und löse bewusst den Schuss.
Du willst wissen, was richtiges Atmen heißt? Ab ins Schießtraining mit dir 😉

Der Schuss ist gefallen. Nun ist höchste Konzentration gefragt: Beobachte genau, wie das Stück zeichnet und in welche Richtung es flüchtet, während du repetierst und stets den Bock weiter im Blick hast.
Auch bei perfektem Blattschuss gilt: Warten! Mindestens fünf Minuten, besser etwas länger.

Hast du den Bock gestreckt, kannst du ihn mit ruhiger Hand in Besitz nehmen.
Vergiss dabei nie: Dieser Moment verdient Achtung, Dankbarkeit und Respekt.

Erinnere dich auch nochmal an die verwendbaren bruchgerechten Baumarten:
TaFiKiEiEr (Tanne, Fichte, Kiefer, Eiche, Erle!), um deinem Bock die letzte Ehre mit dem letzten Bissen zu erweisen.

Sorge dafür, dass du den Bock dann auch ordentlich versorgen kannst – ein sauberes Aufbrechen ist nicht nur waidgerecht, sondern sichert auch die Qualität des Wildbrets.
Bei uns in der Jagdschule brechen wir allerdings nicht im Revier auf, sondern erst in unserer Wildkammer, wo wir fließend Wasser und perfekte hygienische Bedingungen haben.
Auch hier gilt: Frag den Jagdherren, wo aufgebrochen werden soll.
Scharfe Messer/Aufbrechset einpacken also nicht vergessen!

Wenn du dir mit dem Aufbrechen noch nicht so sicher bist, sei dem Jagdherren oder deinen Mitjägern gegenüber ehrlich und bitte ggfs. um Hilfe beim Aufbrechen. Teamwork und voneinander lernen bereitet mehr Freude als ein schlecht aufgebrochenes Stück, dessen Wildbret vielleicht leider sogar am Ende verworfen werden müsste.

Wir bieten regelmäßig Aufbrech- und Zerwirkkurse in unserer großzügig gestalteten Wildkammer mit großer Kühlung an, sodass du jeden Schritt vom ersten Schnitt bis in die Schüssel in deinem Tempo erlernen kannst.


Die Trophäe: Erinnerung an den ersten Bock

Gerade der erste eigene Bock ist etwas ganz Besonderes.
Verbunden mit vielen Emotionen und Erkenntnissen, soll die Trophäe dich daran erinnern, stets dankbar und respektvoll der Natur gegenüber zu sein.
Wenn der Jagdherr dir erlaubt, die Trophäe zu behalten, gilt Folgendes:

  • Haupt sauber abschlagen
  • Eimer oder geeignetes Transportbehältnis bereithalten
  • Wenn keine Zeit zum Abkochen ist: Haupt einfrieren

Tipp:
Das saubere Abkochen und Aufsetzen einer Trophäe erfordert etwas Übung und die entsprechende Ausrüstung. Manchmal bleibt keine Zeit, das Haupt sofort zu präparieren.
Verpacke es gut und friere es erstmal ein, bis du Zeit zum Abkochen findest, oder bringe das Haupt gern mit zu uns!

>> In unserem Tagesseminar „Trophäenbearbeitung“ an der Jagdschule lernst du alle Schritte von der Abkochtechnik bis zur perfekten Präparation.


Dein erster Maibock – Ein Erlebnis fürs Leben

Dein erster Maibock ist mehr als nur ein Jagderfolg.
Er ist ein neuer Abschnitt auf deinem Weg als Jägerin bzw. Jäger: voller Aufregung, Respekt und Demut vor dem Leben im Einklang mit der Natur.

Mit sorgfältiger Vorbereitung, sauberem Ansprechen und waidgerechtem Handeln wirst du diesen Tag nicht nur genießen – du wirst ihn mit Stolz und gutem Gewissen in Erinnerung behalten können.

Nicht die Trophäe wird entscheidend sein, sondern das, was du an diesem Jagdtag über dich, die Natur und das Waidwerk – allein oder in der Jagdgesellschaft – lernst.

Die Jagd verlangt Respekt, Wissen und Präzision.
Und genau diese Werte tragen dich durch dein ganzes Jägerleben.

Waidmannsheil auf deinem Weg! 🌿🦌

Wenn dir dieser Blogbeitrag bei der Vorbereitung nützlich war, lass es uns doch wissen und berichte uns von deinem Maibockansitz!